Werde MacGyver in deiner Freestyle-Kür

Sandro und Chetana während einer Freestyle-Kür (Foto: Klaus Wieckenberg)

 

Freestyle nennen wir die Disziplin, in welcher du und dein Hund eure Kür zeigt. Wie viel Freestyle ist noch dabei? Wie viel an solch einer Kür ist mittlerweile aufs Kleinste durchgeplant und einstudiert?

Die Vorführung beginnt mit der Werbung

Du bist im Kino und schaust einen Film. Was ist der Anfang dieses Films? Ist es, wenn der Vorhang auf geht und die ersten Szenen läuft?

Nein, deine Aufmerksamkeit war bereits früher da. Da wurde Werbung und ein Ausblick auf weitere Filme gezeigt.

So ist es mit deiner Kür. Deine Vorführung beginnt nicht erst wenn die Zeit läuft. Deine Vorführung beginnt, sobald dein Name aufgerufen wird und du das Feld betrittst. Denn ab diesem Moment schauen die Leute auf dich.

Jetzt beginnt der erste Eindruck. Jetzt kannst du Werbung machen.

Intro: Spannung aufbauen

Mit dem Intro deiner Kür musst du Spannung aufbauen, einen Wow-Effekt erzeugen. Stecke die Leute an und nimm sie mit auf eine spannende Reise. Setze deinen Hund gekonnt in Szene und zeige, dass ihr ein Team seid.

Beim Intro fliegt noch keine Scheibe. Es geht darum dich und deinen Hund den Leuten zu präsentieren. Zeige schöne Team-Bewegungen und coole Tricks. Heize das Publikum an.

Bei fast allen Regelwerken läuft die Zeit, wenn die erste geworfene Scheibe gezeigt wird. Trotzdem ist das Intro wichtig, es zählt zum Gesamteindruck deiner Kür. Machst du hier alles richtig, sind die Leute bei dir.

Aber Achtung, ein zu langes Intro wirkt ermüdend und kann Abzug geben.
So lang darf das Intro maximal sein:

  • AWI: 15 Sek.
  • Judge’n play: keine Angaben
  • Skyhoundz: nicht erlaubt
  • UFO: 15 Sek.
  • USDDN: keine Angaben

Ja, das heisst jetzt nicht, dass du bei Skyhoundz kein Intro zeigen kannst. Es heisst nur, dass die Zeit von Anfang an läuft.

Durch ein langes Intro hast du weniger Zeit zur Verfügung um dein eigentliches Können zu zeigen. Dies wird sich in den Punkten wiederspiegeln. Bei ein paar wenigen Sekunden wird dies aber nicht ins Gewicht fallen.

Es geht beim Turnier um Hundefrisbee und nicht um das Vorführen verschiedener Kunststücke. Also eine schmale Gratwanderung zwischen Spannung aufbauen und den Bogen überspannen.

Sets: Die Zutaten deiner Kür

Eine Freestyle-Kür besteht aus verschiedenen Sets. Die Sets stellen sich aus unterschiedlichen Tricks und Würfen zusammen.

Ein Set hat in der Regel zwischen vier und sechs aufeinander folgende geworfene Scheiben. Je nach Regelwerk unterschiedlich. Bei Skyhoundz darfst du nur fünf bei USDDN zehn Scheiben nutzen.

Sobald du dein erstes Set gespielt hast, musst du zu Frisbees kommen, sonst wird es im zweiten Set schwierig. Wirf die letzte Frisbee des Sets weiter, damit du als Spieler Zeit hast, Scheiben einzusammeln.

Du wirst es nur sehr selten oder gar nie schaffen, nach dem ersten Set wieder alle Frisbee in den Händen zu halten. Deshalb ist es wichtig, dass du die Sets nicht mit der maximalen Anzahl Frisbee planst.

Die Spieler der Open-Klasse werfen während der Zwei-Minuten Kür zwischen 25 und 32 Scheiben. Einige schaffen es durch Multiples (schnelle Abfolge von geworfenen Scheiben, z.B. Jonglieren) auf fast 40 geworfene Scheiben.

Die einzelnen Sets werden aneinander gehängt und bilden deine Kür. Generell wirst du fünf bis sechs verschiedene Sets während den zwei Minuten zeigen.

Fassen wir zusammen:

  • Ein Set besteht aus vier bis sechs Würfen und verschiedenen Tricks
  • Der letzte Wurf des Sets geht weiter, damit du Zeit Aufheben der Scheiben hast
  • Während den zwei Minuten wirfst du zwischen 25 und 32 Frisbee
  • Für deine Kür stellst du dir fünf bis sechs verschiedene Sets zusammen

Viele Leute spielen nach einer festen Kür. Einige Spieler haben verschiedene Sets im Kopf und setzen diese während einem Start individuell zusammen.

Häufig höre ich von diesen Leuten nach dem Spiel: Ich habe den Bounce vergessen oder das Set mit der Drehung ist mir nicht in den Sinn gekommen….

Ohne Training bricht das Chaos aus

Ob mit oder ohne feste Kür. Eins steht fest, die einzelnen Tricks, Würfe und Abfolgen müssen trainiert und gelernt werden. Je besser du dich mental auf deinen Start vorbereitest, umso flüssiger wirkt dein Spiel.

Setze die einzelnen Sets erst trocken zusammen, probiere es ohne Hund. Notiere dir die einzelnen Sets, so kannst du diese jederzeit nachlesen. Oder versuch dich mit einer Zeichnung. Wo bist du, was machst du, wo ist die Scheibe und wo dein Hund? Das gibt spannende Strichzeichnungen.

Klauen ist erlaubt. Schaue dir die Küren anderer Spieler an. Youtube ist eine gute Ideenquelle. Kopiere nicht die Sets oder gar eine ganze Kür. Das ist langweilig.

Nein, klaue dir was gefällt, setze es anders um und finde deinen eigenen Stil.

Auf dem Papier sieht es wunderbar aus. Aber klappt es wirklich? Nimm deinen Hund dazu und nun kannst du basteln. Stell die Sets um, nimm einen Trick dazu, verschiebe einen Wurf oder ändere die Abfolge.

Denk daran, flüssig spielen kannst du an diesem Punkt noch nicht. Die Abfolgen sind für dich und für deinen Hund neu. Wahrscheinlich sitzen noch nicht alle Tricks und einige Würfe musst du noch üben. Aber, die Sets müssen sich gut und stimmig anfühlen. Dann passt es.

Trainiere jedes einzelne Set. Übe regelmässig die Würfe und studiere mit deinem Hund die Tricks ein. Betrachte dein Set herausgelöst von der ganzen Kür. Schraube an jedem einzelnen Set und werde besser.

Nun beginnen wir die Sets zusammen zu hängen. Welches ist eine logische Abfolge? Bring Abwechslung rein. Variiere zwischen kurzen und langen Sets, zwischen schnellen und langsamen Sets und zwischen schwierigen und einfachen Sets.

Beachte, dass du während den Sets Scheiben aufsammeln (→ Absatz: Wie eine alte Frau) musst.

Ganz schön spannend, wie die Sets einzeln noch funktioniert haben und jetzt in der Kombi nicht mehr.

Passen die Sets überhaupt zusammen? Hast du genug Zeit, die benötigte Anzahl Scheiben aufzusammeln? Du siehst, die Übergänge sind wichtig und müssen entsprechend trainiert werden.

Spiele den letzten Wurf des einen Sets, sammle die Scheiben auf und spiele den ersten Wurf des zweiten Sets. So kannst du den Hund schonen und hast die Übergänge trainiert. Dies hilft dir die Kür zu merken.

Das einzelne Set haben der Kopf, wie auch der Körper sich schnell gemerkt. Nur, wie geht es weiter? Was ist das nächste Set? Genau dafür hilft dir oben genannte Methode. Merke dir den Vorgänger und den Nachfolger.

Abschluss: Der Paukenschlag

Ich finde es schön, wenn die Kür nicht abrupt endet wenn die Zeit abgelaufen ist. Dir werden die letzten zehn Sekunden angesagt. Also, überlege dir, was du in diesen zehn Sekunden als besonderen Paukenschlag deiner Kür zeigen kannst.

Du bist auf dem Feld ein Team mit deinem Hund. Zeige das auch in der letzten Szene. Studiere etwas aus, was dich und deinen Hund als Team darstellt. Mir gefällt es nicht, wenn die Zeit vorbei ist und dein Hund gerade einer langen Scheibe nachgerannt ist. Dann stehst du da und dein Hund ist weit weg von dir. Das wirkt nicht vollständig.

Ausser, du hast DEN Wurf überhaupt rausgehauen und dein Hund fängt diesen als Abschluss. Nur doof, wenn dieser Wurf in die Hosen geht. Bei vielen Leuten bleibt das Ende einer Geschichte im Kopf hängen.

Deine Kür kann so geil gewesen sein! Wenn das Ende scheisse ist, ist dies ein grosser Teil des Eindrucks, welchen die Leute von deiner Kür haben.

Egal wo du in deiner Kür gerade bist, sobald die letzten zehn Sekunden laufen mach einen Übergang zu deiner Abschluss-Pose. Und glaube mir, es ist egal, wenn du ein paar Sekunden vorher fertig bist.

Trainiere diesen Abschluss und zwar an verschiedenen Stellen in deiner Kür. Leg einen grandiosen Abgang hin!

Und hier gilt. Der Film ist erst nach dem Abspann zu Ende. Geniess den Applaus, lass dich feiern und geh mit deinem Hund zusammen vom Feld.

Wo bleibt das Freestyle?

Bei einer richtig geilen Kür ist mittlerweile fast alles geplant und einstudiert. Ist es jetzt kein Freestyle mehr? Für mich definiert sich Freestyle nicht über die Tatsache, dass jemand auf dem Feld gerade das zeigt, was ihm in den Sinn kommt.

Für mich ist Freestyle die Kreativität die hinter einer solchen Kür steckt. Der ganze Findungsprozess, der Aufbau und Umbau einzelner Sets. Die Kreationen in den Würfen und die Phantasie in den Tricks.

Was ist für dich Freestyle?

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Über Sandra

Ich bin seit 2008 vom DiscDog-Virus angesteckt. Meine Faszination entfaltet sich hinter den Kulissen und neben dem Turnierfeld. Ich bin sozusagen die Online-DiscDoggerin.

2 Replies to “Werde MacGyver in deiner Freestyle-Kür”

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