Eine differenzierte Betrachtung des Verletzungsrisikos im Hundefrisbeesport

Verletzungen im Hundefrisbee gering haltenVor ein paar Tagen habe ich mich mit einem Turnierzuschauer unterhalten. Es dauerte nicht lange und dieser erklärte mir, dass er gerne zu schaut, wenn Hunde Frisbee spielen. Aber mit dem eigenen Hund spielen? Nein, das käme für ihn nicht in Frage, viel zu gefährlich.

Genau das bekomme ich oft zu hören – von anderen Hundebesitzern, von Kollegen und von Tierärzten. Hundefrisbee ist gefährlich!

Im direkten Gespräch frage ich nach, was in ihren Augen gefährlich ist. Ich bekomme inhaltlich immer dieselbe Antwort: „ Was die Hunde da alles machen müssen, hohe Sprünge und so schnell und viele Hunde sind ja noch jung, das kann nicht gesund sein, auch wenn es toll anzusehen ist.“ Mit den folgenden Zeilen möchte ich darauf reagieren.

Hundefrisbee – Freizeit und Leistungssport – wo liegt das Risiko?

Ja, Hundefrisbee kann gefährlich sein, sowohl im Freizeitbereich, als auch im Turniersport. Ebenso wie viele andere Sportarten auch. Im Hundefrisbee bekommen wir viele Elemente zu sehen, die von Hund und Mensch hohe Leistungen fordern und bei denen der Hund Bewegungen und Sprünge zeigt. Diese Elemente bekommen wir im normalen Bewegungsalltag des Hundes nicht zu sehen.

Eigentlich sollte man davon ausgehen, dass die Leistungsanforderungen mit der Erfahrung und dem Trainingsstand der Spieler und der Hunde steigt. Wenn wir über bestehende Verletzungsrisiken sprechen, kann ich mit Sicherheit sagen, dass diese vorhanden sind. Sowohl in der reinen Freizeitbeschäftigung mit der Frisbeescheibe, als auch in der leistungssportlichen Orientierung.

Egal mit welcher Ambition die Frisbeescheibe für den Hund geworfen wird, der Werfer ist verantwortlich das Verletzungsrisiko auf das kleinstmögliche zu minimieren. Und immer wieder sehe ich Spieler, die das versäumen.

Wann und wo kann sich der Hund verletzen?

Klar, allgemein gesehen, besteht immer und überall ein Verletzungsrisiko. Hier möchte ich bewusst auf die Besonderheiten im Frisbeesport hinaus. Was wird vom Hund erwartet?

Ich zähle hier ein paar Dinge auf, die helfen das Verletzungsrisiko näher zu betrachten:

  • Der Hund soll die Frisbeescheibe fangen
  • Er soll sich schnell genug bewegen, um die Frisbeescheibe zu fangen
  • Je nach Höhe der fliegenden Scheibe muss er springen, um diese zu fangen
  • Je nach Neigung der Scheibe, muss er flexibel in seinen Körperdrehungen reagieren, damit er die Scheibe in der Luft greifen kann
  • Der Hund muss landen können
  • Wenn der Mensch das möchte, muss der Hund auf dem Bein oder dem Rücken landen und davon Abspringen, um die Scheibe zu fangen.

Egal, welche Erwartung ich mir anschaue, in jeder der genannten Sequenzen kann der Hund wegrutschen, stürzen und sich verdrehen. Es kann zu Verletzungen kommen. ABER der Mensch entscheidet, wie hoch das Risiko ist!

Jeder Hund bringt von Natur aus andere Fähigkeiten mit und der Spieler ist verantwortlich diese richtig einzuschätzen. Der Spieler ist verpflichtet, diese Fähigkeiten ausreichend zu verbessern und nur Leistungen zu fordern, die der Hund bewältigen kann.

Sprungvermögen, Sprungverhalten und Geschwindigkeit

Neben weiteren Faktoren beeinflussen sowohl das Sprungvermögen bzw. das Verhalten des Hundes in der Sprungsequenz, als auch die Geschwindigkeit des Hundes das Verletzungsrisiko. Ich greife diese Punkte heraus, um die Einflussmöglichkeiten des Menschen auf die Minimierung des Risikos deutlich zu machen.

Wir haben Hunde, die von Natur aus sicher und gut springen. Sie sind sich ihres ganzen Körpers bewusst und zeigen von sich aus eine saubere und gesunde Landung. Wir erleben Hunde im Spiel mit der Scheibe, die mit ausreichender Schnelligkeit hinter der Scheibe herlaufen und ihr Tempo regulieren, dass sie in den Kurven nicht wegrutschen.

Aber, was ist mit den Hunden, die sich zu steil in die Luft schrauben, um die Scheibe zu fangen? Was ist mit denen, die ihre Hinterhand kaum mitnehmen und denen es nicht gelingt, die Landung sicher abzufangen?

Was können wir tun, wenn der Hund mit zu hoher Geschwindigkeit hinter den Scheiben herjagt und von einer Wendung in die nächste schlittert? Pech gehabt? Nein – sicher nicht!

Schauen wir genauer hin…

… können wir Faktoren ausmachen, die das Verletzungsrisiko beeinflussen? Erzieherisch arbeiten wir mit Abbruchsignalen und erhöhter Kontrolle des Hundes. Darüber hinaus gibt es wichtigere Punkte, die der Spieler beachten sollte.

Generell gilt:

Der Mensch muss in der Lage sein, die Frisbeescheibe sauber und sicher zu platzieren. Jede Scheibe, die nicht korrekt platziert ist, die zu steil in die Luft geht und zu schnell nach unten sinkt erhöht das Verletzungsrisiko. Zu hoch oder in den Körpersprüngen zu weit geworfen Frisbee erhöhen das Verletzungsrisiko für den Hund. Der Hund versucht die Scheibe so zu bekommen, wie der Mensch sie ihm zur Verfügung stellt.

Die Leistung die vom Hund gefordert wird, muss dieser kognitiv, als auch körperlich bewältigen. Hat der Hund nicht gelernt, was er beim Legvault (Sprung vom Beim) zu tun hat, erhöht dies das Verletzungsrisiko.

Wenn der Hund körperlich nicht in der Lage ist, diesen Sprung sauber auszuführen, weil er nicht genug Kraft in der Hinterhand hat oder ihm die Koordinationsfähigkeit für den Absprung von kleiner Fläche fehlt wird das Verletzungsrisiko erhöht.

Jeder Hund muss individuell in seinen Schwächen und Stärken betrachtet und idealerweise in einem Team aus Therapeuten und Trainern in den Frisbeesport hinein begleitet und betreut werden.

Es gibt viele Möglichkeiten…

…das Sprungverhalten eines Hundes zu optimieren. Ich empfehle den Hund gemeinsam mit Fachleuten genauer zu betrachten und individuell zu trainieren.

Ich habe das grosse Glück seit über einem Jahr mit Björn Tigges zusammenzuarbeiten. Er setzt sich seit vielen Jahren mit dem Sprungtraining auseinander. Er hat Wege gefunden, dies individuell für jeden Hund anzupassen. Für mich als Physiotherapeutin eine gute Möglichkeit, die von mir erkannten körperlichen Besonderheiten des Hundes trainerisch gut und sicher umgesetzt zu wissen.

Jeder Hund ist anders. Aber für jeden Hund gibt es Wege sein Sprungverhalten, seine Muskulatur, seine Koordination und seine gesamte Konstitution zu verbessern. So wird er bestmöglich aufgebaut. Jeder Mensch kann seinen Hund kennenlernen, dass er in der Lage ist, die Anforderungen richtig einzuschätzen und dass der Hund in der Lage ist diese gut zu bewältigen.

Fazit

Im Hundefrisbeesport sind wir in der Lage jeden Hund individuell aufzubauen und zu trainieren. Wenn wir gelernt haben, Leistungen zu fordern, die sowohl Hund, als auch Spieler körperlich und psychisch sicher bewältigen, halten wir das Verletzungsrisiko so gering wie möglich.

In Zusammenarbeit mit einem Team an Therapeuten, Ärzten und Trainern wird es gelingen, diese Leistungsgrenzen angepasst an den Ausbildungsstand, den körperlichen Zustand und das Alter des Hundes zu erweitern. Eine regelmässige physiotherapeutische Kontrolle sorgt dafür, dass die Fähigkeiten des Teams optimiert werden. Daraus entstehende Therapiepläne und falls nötig Behandlungen um die Verletzungsgefahr bestmöglichst zu minimieren.

Und weil mir meine Arbeit wichtig ist…

…bin ich bemüht mich stetig zu verbessern. Aus diesem Grund läuft bis zum 30.08.2017 eine Studie von mir, die sich genauer mit den Verletzungen unserer Frisbeehunde beschäftigt. Neben detaillierten Fragen, wird hingeschaut, ob vorhandene Verletzungen im Spiel oder im Alltag passiert sind.

Hier sollten viele Hunde, die regelmässig Frisbee spielen erfasst werden. Reine Freizeitspieler, als auch Turnierhunde, sowie Hunde, die noch nie verletzt waren oder solche bei denen schon Problembereiche bekannt sind.

Ich freue mich, wenn viele Frisbeespieler diese Arbeit durch ihre Teilnahme und die Weitergabe des untenstehenden Links unterstützen. Vielen Dank!
Hier geht es zur Umfrage über Verletzungen im Hundefrisbee

Gastbeitrag von Britta Reiland

Dieser Gastartikel stammt von Britta Reiland, Tierphysiotherapeutin und Autorin

Aktuell begleiten mich drei Australian Shepherds, ein Senior von 13 Jahren, eine gehandicapte fast dreijährige Hündin und ein zweijähriger Rüde, der gerade behutsam im Sport aufgebaut wird.

Aus dem tiermedizinischen Studium heraus habe ich vor mehr als 20 Jahren in den tierphysiotherapeutischen Bereich gewechselt und freue mich, dass die Sportphysiotherapie mittlerweile fester Bestandteil meiner Arbeit geworden ist.

Vom Einstieg in den Sport und dem gesunden Aufbau, über die Begleitung im sportlichen Einsatz und die Betreuung während verletzungsbedingter Pausen bis in die nicht mehr aktive Zeit hinein, gibt es viele Besonderheiten, die beim Sporthund zu beachten sind.

Von einem guten Kreis an Fachleuten begleitet, schätze ich es immer wieder im Team zusammenzuarbeiten und auch dadurch das bestmögliche für meine Patienten zu erreichen…
Für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung: www.tierphysiotherapie.info

Überzeuge dich selbst

Am 12. August 2017 findet auf dem Sportplatz der Rietzelg in Neukirch (Egnach) ein Hundefrisbee-Turnier statt. Komm vorbei und erlebe die Faszination dieses Sports. Für Verpflegung ist gesorgt und Parkplätze stehen kostenlos zur Verfügung. Der Eintritt ist frei. Weitere Infos findest du auf der Seite von DiscDog-Events.

Wir freuen uns auf deinen Besuch. Wie wäre es mit einem Start? Wir bieten in der Minidistance und in der Freestyle eine Beginner-Klasse an. Hab den Mut und melde dich an.

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Über Sandra

Ich bin seit 2008 vom DiscDog-Virus angesteckt. Meine Faszination entfaltet sich hinter den Kulissen und neben dem Turnierfeld. Ich bin sozusagen die Online-DiscDoggerin.

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